Der Finanz-Supergau kommt
Christian Baha

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Superfund-Gründer Christian Baha über Arnold Schwarzenegger, die Eurokrise und seine Goldbarren im Banktresor.

Der Mann ist braungebrannt von der Sonne Kärntens, trägt dunkelblauen Nadelstreif und einen gepflegten Dreitagesbart. Christian Baha, 42, Hedgefond-Manager. Was wie ein Makel klingt, macht der Alleineigentümer der Investmentgesellschaft "Superfund" wett, indem er immer wieder, fast beiläufig, sein eigenes Investment in das, nach eigenen Angaben und ohne Gewähr, "erfolgreichste Produkt am Markt" erwähnt. Auch Hollywood-Stars zählen zu seiner geschätzten Klientel.

Headquarter Wien - mit hauseigenem Fitness-Studio und vegetarischem Buffet - in der Marc-Aurel-Straße. An Bahas Besprechungstisch mit Blick auf den Donaukanal haben 25 Investoren Platz. Heute sitzen ihm - und seinem perfekten Ebenbild an der Wand - nur zwei KURIER-Journalisten gegenüber. In einem nachgebauten Meeresriff schwimmt ein Schwarm kleiner, blitzblauer Aquariumsfische. Im Gespräch nimmt sich der Selfmade-Millionär, der am Dienstag mit Arnold Schwarzenegger diniert hat, kein Blatt vor den Mund. Er warnt davor, Griechenland noch mehr Geld in den Rachen zu werfen, zu glauben, die Finanzkrise sei überstanden und alles werde gut. Seinem charmanten Lächeln folgt fast immer ein prüfender Blick.

Herr Baha, erzählen Sie uns kurz von Ihrem Treffen mit  Schwarzenegger?
Wir hatten, gemeinsam mit seinen engsten Beratern, ein privates Dinner im Hotel Imperial. Ich war auch beim Vienna Energy Forum in der Hofburg bei seiner Rede dabei und bin danach mit ihm in Thal in seinem Geburtshaus gewesen. Dieses Museum wird am 30. Juli ein Soft Opening haben.

Wird Schwarzenegger vielleicht das neue „Superfund“-Testimonial?
Nein... Aber ich wünsche mir, dass er noch viele Österreicher mit seiner Traumkarriere inspiriert.

Sie sind ja seit 2010 Alleineigentümer hier. Wie fühlt sich das an?
Ich fühle mich recht wohl in meiner Haut, so wie es jetzt ist. Obwohl ich extrem traurig darüber war, dass Christian Halper nach 15 Jahren Partnerschaft aus dem Tagesgeschäft ausgestiegen ist. Wir habe jetzt wieder mehr Zeit für private Dinge und sprechen nicht immer ausschließlich über Business. Ich verdanke ihm sehr viel, zum Beispiel meinen gesamten Gesundheitstrip. Ich trainiere meinen Körper im Fitnesscenter und gehe dann laufen.

Angeblich hat Sie dieser Ausstieg einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet. Korrekt?
Ich darf dazu leider nichts sagen, aber es war nicht ganz billig. Lacht. Sagen wir so: Ich bin kein ganz armer Mann dadurch geworden.

Nehmen wir an, ich wäre eine reiche Frau und komme mit 100.000 Euro im Koffer zu Ihnen. Was empfehlen Sie mir?
Im Koffer ist schon mal ganz schlecht. Da würde ich Sie gleich wieder weg bitten. Koffergeld akzeptieren wir nicht. Als nächstes würde ich Ihnen dann raten, das Geld erstmals in eine stabile und krisenrobuste Währung umzutauschen.

Wie bitte? Der Euro ist keine sichere Währung mehr?
Nein, wirklich nicht. Sowohl der US-Dollar als auch der Euro und der japanische Yen werden, wie ich glaube, bald sehr stark fallen. Die einzigen Währungen, die seit 3000 Jahren funktionieren, sind Gold und Silber.  Und von den Papierwährungen der kanadische Dollar, der australische Dollar, die norwegische Krone.

Also soll ich für meine 100.000 Euro Goldbarren kaufen?
Besser Gold- und Silbermünzen. Mit einer Silbermünze können Sie auch einen Laib Brot beim Bäcker kaufen in der Krise. Und erst wenn Sie Ihr Geld einmal in Sicherheit gebracht und noch irgendwo eine kleine Landwirtschaft aufgebaut haben, sollten Sie an Investments denken.

Also wie Fiona Grasser Gemüse am Balkon pflanzen?
Ich hab‘ keine Ahnung, was die pflanzt! Ich rede von Landwirtschaften – ein kleines Feld, ein eigener Garten irgendwo.

Wie viel Gold haben Sie selbst gelagert und wo grasen Ihre Kühe?
Ich habe eine Farm in der Schweiz, in Südfrankreich und in Neuseeland. Bioanbau. Ich mache damit kein Geld, aber es ist eine Sicherheit für schlechte Zeiten. Und ich investiere seit 2003 stark in physisches Gold und Silber, aber ich habe es nicht bei einer Bank angelegt, sondern im Banksafe liegen, wo ich Zugriff habe.

Wie viel?
Ich könnte Ihnen jetzt die Kilo sagen, aber das werde ich nicht machen. Nur so viel: Ich rechne nicht mehr in Papiergeld, sondern in Edelmetall.

Wir dachten jetzt, Sie rechnen in Superfunds?
Natürlich bin ich selbst mein bester Investor. Ich kann manche Fondsmanager nicht verstehen, die selber kein Geld in ihre eigenen Fonds veranlagen, sondern das nur ihren Kunden empfehlen. Das ist nicht  meins.

 

Wie viel Prozent versprechen Sie mir mit Superfunds?
Ich verspreche gar nichts. Wir sind das hochriskanteste Investment, das es weltweit gibt. Das können Sie in unseren Risikobestimmungen nachlesen. Zwinkert mit den Augen.– Christian Halper und ich sind übrigens die größten Kunden von Superfund.
 
Goldbarren und Landwirtschaft, das klingt, als würden Sie sich für schlechte Zeiten rüsten.
Ich glaube an eine relativ starke Inflation in den nächsten Jahren, bis hin zu einer Hyperinflation in den Leitwährungen. Weil wir leider das Geld irgendwelchen Pleite-Staaten nachwerfen und andererseits hochgeleveragte Banken retten.

Griechenland und Hypo Alpe Adria?
Zum Beispiel. Die Politiker gehen sehr leicht mit dem hart verdienten Geld des Staates, nämlich unserem Steuergeld, um.

Sind unsere Politiker die wahren Madoffs?
Die können halt aus diesem System des ständigen Schuldenmachens  nicht mehr raus. Wir leben längst von Geld, das wir gar nicht mehr produzieren, von Budgetdefiziten, die wir immer mehr ausweiten. Das ist nicht gesund. Jeder Mensch, der halbwegs klar bei Verstand ist, sieht doch, dass die Finanzkrise noch lange nicht zu Ende ist. Was sich derzeit abspielt, ist eine reine Verzögerung. Der Finanz-Supergau kommt, und alles fliegt uns um die Ohren.

Aber davon leben doch genau Firmen wie Ihre.
Nein, uns geht es auch schlecht, wenn es eine Wirtschaftskrise gibt. Das hat man 2009 gesehen, das war ein sehr schmerzhaftes Jahr, weil wir  Kosten anpassen, Büros schließen, uns von Mitarbeitern trennen mussten. Nach einem Jahr waren wir wieder break-even, und jetzt läuft es mit unserem neuen Produkt „Superfund Blue“ extrem positiv. Aber wir sind nach wie vor ein kleiner Start-Up. In zwanzig, dreißig Jahren will ich was Nachhaltiges aufgebaut haben, einfach jetzt gesund und langsam wachsen und für die Krise gerüstet sein.

Welchen Fehler haben Sie gemacht?
Der Fehler war, so stark zu wachsen. Ich hatte auch geglaubt, Hedgefonds für jedermann salonfähig zu machen. Darin habe ich mich getäuscht. Das gebe ich auch offen zu. Der Umstrukturierungsprozess hat uns aber intern sehr gut getan. Auch mir persönlich.

Sie waren in Ihrem früheren Leben einmal Polizist. Erinnern Sie sich noch an den Moment, in dem Sie wussten: Das kann es aber nicht sein?
Ich war kein talentierter Polizist… Das war mein Hauptproblem. Ich habe eher gelitten unter dem Job. Dazu kam, dass mich einige Vorgesetzte nicht so gemocht haben,  weil ich die Abendmatura sowie Studium nebenbei gemacht und viele Dienstfreistellungen in Anspruch genommen habe. Wenn ich heute einen Polizisten sehe, dann macht mich das sehr risikoavers.

Risikoavers?
Da kommt sofort das Gefühl auf: Ja nichts riskieren! Da ist die Angst, wieder zurück zu müssen und als Polizist zu arbeiten. Das möchte ich, obwohl es zehn interessante Jahre waren, wirklich nicht mehr. Am Westbahnhof spazieren gehen und irgendwelchen Schnellfahrern Tickets verteilen.

Ihr Aufstieg zum Finanzguru hat Sie auch ins Filmbusiness geführt. Nächste Woche hat „Transformers 3“ Premiere, Ihr zweiter Auftritt in einem Hollywoodfilm nach „Wallstreet 2“. Was spielen Sie dieses Mal?
Ich darf dazu nichts sagen, leider. Aber ich glaube, ich bin der Assistent von einem Bösen. Lacht. – Aber das ist nicht der Rede wert.

Wieviel Geld tragen Sie momentan bei sich?
Zieht ein paar lose Scheine aus dem Sakko. Werden so hundert Euro sein.

Und Kreditkarten?
Gar nicht so viele. Ich verwende sie auch sehr selten, weil die Mörder-Spesen drauf haben. Das könnte mir eigentlich wurscht sein, aber ich finde, 15 oder gar 20 Prozent Verzugszinsen sind eine Frechheit.

Ihr Anzug ist von?
Keinem Designer. Mein Anzug ist aus Hongkong. Dort kostet ein Maßanzug nur zwei, dreihundert Euro, je nach Stoff, während ein Maßanzug in Österreich schon eine Unze Gold kostet, also das Drei- bis Fünffache.

Können Sie auch großzügig sein? Bekommt Ihre Freundin Steffi Graf zum Beispiel ab und zu einen Diamanten geschenkt?
Diamonds are a girls best friend. Summt. Nein, eher Goldschmuck.

Warum wohnen Sie in Monaco? Ist das ein Grasser-Modell?
Ich weiß nicht, was der Grasser für Modelle hat. Meine Wohnsitze – Costa Rica, Monaco,  New York, Los Angeles – haben mit der Steuer nichts zu tun. Ich wohne dort, wo es mir gefällt und die Meeresluft tut mir einfach gut. Ich zahle natürlich überall ordentlich meine Steuern.

Und dem Bettler, der da schräg gegenüber auf der Straße sitzt, geben Sie dem was beim Vorbeigehen?
Wenn er mir den Augustin verkauft, schon.

Und wenn er nur den Hut hinhält?
Alkoholiker unterstütze ich nicht. Wenn er musiziert oder sich was einfallen lässt, dann gebe ich ihm, was ich gerade eingesteckt habe. Ein, zwei Euro oder auch mal fünf.

MITARBEIT: Alexander Strecha

23. Juni 2011, erschienen im KURIER